Die durch eine Bluthochdruckkrankheit verursachten Gefäßschädigungen führen häufig zu Störungen der sexuellen Funktion, insbesondere zu Erektionsproblemen. Auch ein Diabetes bedingt regelmäßig sexuelle Probleme bei Männern und Frauen. Durch einen Diabetes verursachte Gefäßschädigungen und Hormonmangel mindern die Lust und verursachen Ejakulationsstörungen und Depressionen.
Allerdings kann auch die medikamentöse Therapie mit Blutdruck- und Diabetesmedikamenten die sexuelle Funktion beeinflussen.1
Blutdruckmedikamente
Typische zur Behandlung einer Bluthochdruckkrankheit verwendete Medikamente sind ACE-Hemmer, Betablocker, Kalziumkanal-Blocker, Thiazid-Diuretika, Sprionolacton, Alpha-Rezeptorenblocker und Alpha-Agonisten.
ACE-Hemmer, mit Ausnahme von Captopril, haben einen ungünstigen Effekt auf die Sexualfunktion. Betablocker verzögern die Erektion und vermindern die Lust. Besonders ausgeprägt sind diese Effekte bei Propranolol, Metoprolol, Atenolol und Bisoprolol. Kalziumkanal-Blocker wie Verapamil können bei Männern und Frauen die Lust vermindern.
Thiazid-Diuretika vermindern die Antwort auf Katecholamine wie beispielsweise Adrenalin, beeinflussen die glatte Muskulatur und damit auch die Gefäßmuskulatur und senken den Testosteronspiegel. Bei Männern bedingen sie Erektionsstörungen und bei Frauen führen sie reduzierter Lust und zu verminderter vaginaler Feuchtigkeit. Spironolacton führt bei Männern zu sexueller Funktionsstörung durch verminderte Testosteronwirkung.
Alpha-Rezeptorblocker wie Doxazosin können bei Männern und Frauen die Lust vermindern und bei Männern rückwärtsgerichtete Ejakulationen verursachen. Alpha-Agonisten wie Moxonidin und Clonidin führen bei Männern zu Erektionsproblemen.
Diabetesmedikamente
Insulin und Sulfonylharnstoffe haben aufgrund ihres ungünstigen Einflusses auf das Körpergewicht negative Auswirkungen auf die Sexualfunktion.
Maßnahmen zur Besserung der sexuellen Funktion
Im Patient-Arzt-Gespräch helfen eine offene Kommunikation, sorgfältige Beratung und Medikationsanalyse.
Allgemeine Maßnahmen
Eine Gewichtsabnahme kann die Lust und die sexuelle Funktion verbessern. Rauchen beeinträchtigt die Durchblutung und kann zu Erektionsstörung führen. Das Aufhören mit dem Rauchen kann die sexuelle Gesundheit verbessern. Stress kann die sexuelle Funktion negativ beeinflussen. Techniken wie Meditation, Yoga und Achtsamkeitsübungen können helfen, Stress abzubauen und die sexuelle Gesundheit zu fördern.
Kognitive Verhaltenstherapie hilft, negative Denkmuster und Verhaltensweisen zu identifizieren und zu verändern. Paartherapie fördert die Kommunikation zwischen Partnern und hilft, ein tieferes Verständnis für die gegenseitigen Bedürfnisse und Wünsche zu entwickeln. Traumatherapie ist besonders effektiv, wenn traumatische Erfahrungen die zugrunde liegenden Ursachen sind.
Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert die Durchblutung und kann die sexuelle Funktion positiv beeinflussen.
Anpassung der Medikamente
Im Gegensatz zu ACE-Hemmer werden bei den ähnlich wirkenden AT₁-Antagonisten keine negativen Effekte auf die sexuelle Funktion gesehen. AT₁-Antagonisten wie Losartan und Valsartan wirken sogar potenzfördernd. Unter den Betablockern haben Nebivolol oder Carvedilol einen geringeren Einfluss auf die sexuelle Funktion. Bei Erektionsstörungen sollten Thiazid-Diuretika möglichst vermieden oder die Dosis so niedrig wie möglich gehalten werden. Im Unterschied zu Spironolacton hat Eplerenon einen geringeren Einfluss auf die Testosteronwirkung. Langwirksame Kalziumkanal-Blocker wie Amlodipin oder Lercanidipin sind hinsichtlich der sexuellen Funktion bessere Alternativen zu Verapamil.
Bei Störungen der sexuellen Funktion sollte zu neueren Diabetesmedikamenten gewechselt werden. SGLT-2-Hemmer, DPP-4-Hemmer und GLP-1-Analoga haben positive Effekte auf die sexuelle Funktion.
- Waltering I. Lusträuber Arzneistoffe. DAZ 2020;19:56-60 ↩︎