Weniger Kochsalz: länger und gesünder leben

30. August 2021

Zu den wichtigsten wissenschaftlichen Untersuchungen, deren Ergebnisse auf dem diesjährigen Europäischen Kardiologenkongress präsentiert wurden, zählt die Salt Substitute and Stroke Study (SSaSS). (1, 2) Die Untersuchung betrachtete die Auswirkungen einer Kochsalzreduktion in der Ernährung, welche durch die Verwendung eines Kochsalzersatzes aus 70% Kochsalz (Natriumchlorid) und 30% Kaliumchlorid unterstützt wurde.

Rund 21.000 chinesische Patienten aus dem ländlichen China wurden in die Untersuchung eingeschlossen. Diese waren mindestens 60 Lebensjahre alt und beklagten eine schlecht eingestellte Bluthochdruckkrankheit oder hatten bereits einen Schlaganfall erlitten. Unter allen Patienten hatten mehr als 70% bereits einen Schlaganfall erlitten und fast 90% waren bereits an einer Bluthochdruckerkrankung erkrankt. Eine Patientengruppe ernährte sich mit normaler Kochsalzaufnahme, die zweite Patientengruppe reduzierte die Kochsalzaufnahme unter Verwendung eines Kochsalzersatzes. Beide wurden dann über 5 Jahre beobachtet und verglichen.

Die Ergebnisse der Kochsalzreduktion waren beeindruckend positiv. Das Risiko für Schlaganfälle konnte um 14%, das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte um 13% und die Sterblichkeit jeden Grundes um 12 % vermindert werden.

Der Kochsalzersatz wurde gut angenommen und eine Kaliumüberladung des Körpers wurde nicht gefunden. Offen ist die Frage, ob nur die Kochsalzreduktion oder auch die zusätzliche Kaliumaufnahme für die Ergebnisse der Untersuchung verantwortlich sind. Problematisch ist Letztere nur für sehr wenige Patienten mit fortgeschrittener Nierenerkrankung. Diese Patienten sind allerdings grundsätzlich zu einer Kochsalzreduktion aufgerufen.

Die Kochsalzreduktion wird bisher durch die Leitlinien vor allem zur Behandlung der Blutdruckkrankheit empfohlen. Die Untersuchung zeigt nun eine bedeutende Minderung des Risikos für Schlaganfälle und Herzinfarkte und eine Minderung der Sterblichkeit insbesondere bei Älteren mit Bluthochdruckkrankheit oder Patienten mit erlittenem Schlaganfall.

Obwohl die Untersuchung an Patienten aus dem ländlichen China erfolgte, sind die Ergebnisse dennoch auf Deutschland übertragbar. Nach Auswertung des Deutschen Erwachsenen Gesundheitssurveys 2008 und 2011 betrug die tägliche Kochsalzaufnahme bei Frauen rund 8 g pro Tag und bei Männern rund 10 g pro Tag. (3) Bei den beobachteten chinesischen Patienten waren es nur rund 4 g pro Tag. Und in der Untersuchung wurde die Kochsalzaufnahme dann um 1 g pro Tag reduziert.

Im Gegensatz zu China ist in Deutschland die Ernährung mit vorgefertigten oder Fertiglebensmitteln deutlich verbreiteter. Um von den positiven Ergebnissen der Untersuchung zu profitieren, bleibt nur der konsequente Wechsel auf selbst zubereitete Nahrung. Zudem sind Hersteller zu freiwilligen Änderungen der Zubereitung und der Gesetzgeber zu konkreten regulatorischen Vorgaben zur Kochsalzreduktion aufgefordert.

  1. Neal B, Feng X, Zhang R, et al. Effect of salt substitution on cardiovascular events and death. New Engl J Med. 2021; Epub ahead of print.
  2. Ingelfinger JR. Can salt substitution save at-risk persons from stroke? New Engl J Med. 2021; Epub ahead of print.
  3. Auswertung des Deutschen Erwachsenen Gesundheitssurveys (DEGS) durch das Robert Koch-Institut (RKI) im Auftrag des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) 2021; https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/gesunde-ernaehrung/degs-salzstudie.html